Digitale Medienpraxis: Digitale Bilder

Masterklasse I

»Wissenschafts-Superstar?«
Sophia Lother



Robin Heß runzelt die Stirn und murmelt: »Ich weiß auch nicht, wieso er das jetzt machen will.« Über den mobilen, offroad Roboter gebeugt, rüttelt er an roten, blauen und gelben Kabeln, prüft die Kontakte. Er betrachtet die Pfadplanung des mobilen Roboters innerhalb des kleinen Parcours. Seine Arbeit in an der Uni Würzburg macht ihm Spaß und in der Robotikhalle ist er in seinem Element. Wenn er nicht gerade in der Lehre ist, programmiert, schraubt und lötet er. Oft ist es mühselig, wie heute, wenn so gar nichts klappen will.

Bei einem Projekt, wie dem autonomen Offroad-Roboter, müssen erst die Grundlagen von der Pike auf neu programmiert werden. Dann werden sie Tag für Tag kleinschrittig implementiert. »Man sieht lange gar nichts, erst wenn es am Ende alles zusammengesetzt wird, erst dann hat man etwas handfestes«, erklärt Heß und strahlt.

Selten bekommt man zusehen, was unter der Kühlerhaube, was dahinter steckt. Wie viel Herzblut und Nerven in so ein Projekt geflossen sind. »Was wir hier machen ist Grundlagenforschung vom Feinsten, bis das Produkt marktreif ist, sind wir raus«, erklärt der Diplominformatiker, dann vertieft er sich wieder in das Pfadplanungsprogramm. Sonderlich unzufrieden scheint er mit seiner Rolle nicht zu sein und wieso auch. Er kann sich einem Projekt widmen, das ihn vollauf begeistert, an dem er tüfteln und schrauben kann. Eines Tages wird es beispielsweise in der Objektüberwachung eingesetzt werden können, Versuche hierfür laufen bereits. Aber bei der Markeinführung wird der charismatische, medienerprobte Vertreter eines großen Konzerns auf der Bühne stehen, kein Wissenschaftler wie Heß.

Zumindest so lange Grundlagenforschung nicht sexy, nicht hip, nicht up-to-date genug für massenmediale Berichterstattung ist, so lange werden die tatsächlichen Superstars hinter großen Projekten unentdeckt bleiben. Aber vielleicht ist echtes Herzblut, der Nervenkitzel beim Test und wenn es dann endlich funktioniert, Kick und Lohn zugleich. Vielleicht ist es der Spaß an Wissenschaft, am Forschen, am Tüfteln und nicht die Bühne, das Rampenlicht und die Öffentlichkeit, die einen Wissenschafts-Superstar ausmachen.


© Sophia Lother 2016